Wie viel Druck kann man beim Zeichnen mit Silberstift ausüben? Die kurze Antwort lautet: sehr wenig. Silber ist ziemlich weich für ein Metall, aber hart im Vergleich zu Graphit. Wenn man mehr Druck ausübt, wird der Strich auch nicht unbedingt dunkler. Bei Silberstift geht es vor allem um Geduld und darum, Schicht um Schicht, durch Schraffieren aufzubauen.
Sie können einen Silberstift mit Sandpapier oder, was ich am liebsten mag, mit einem Ziegelstein “schärfen”. Das funktioniert bei einem Silberstift ab 1 mm Drahtstärke. Draht von 0,5 mm ist zu dünn, um zu schleifen (davon zu profitieren). Je dicker, desto mehr Nutzen bringt das Schleifen oder Aufrauen. Eine raue Spitze hat nämlich sehr dünne Grate, die sich leichter ablösen, wenn man ein wenig Druck ausübt. Nach ein paar Striche ist der Grat wieder glatt und es ist sinnlos, Druck auszuüben.
Was passiert, wenn Sie bei Silberstift Druck ausüben? Erstens besteht bei einem dünneren Silberstift (1 mm und dünner) eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich die Spitze verbiegt. Wenn die Spitze dem Druck standhält, besteht das nächste Problem darin, dass Sie Ihre Präparationsschicht oder sogar das Papier beschädigen können.
Um den deutschen Silbermarker-Künstler Horst Kuschel zu zitieren: “Und so einen Silberstift niieeenicht und unter keinen Umständen mit Druck schieben…. NIE!”.
Auch wenn Sie den Druck langsam aufbauen, wird zu viel Druck die Grundierung irgendwann beschädigen. Zuerst scheint es zu funktionieren, es wird dunkler, aber dann sieht man, wie sich Rillen bilden und früher oder später fällt ein Stück Grundierung heraus. Und das ist nicht zu reparieren. Silbermarker haftet nicht auf unvorbereitetem Papier. Ein neues Stück Präparat lässt sich auch nicht unsichtbar auffüllen. Man könnte höchstens ein ganz kleines Stück mit Bleistift hineinschmuggeln – was man noch sehen kann, wenn man von der Seite und auf die Farbe schaut.
Gleichzeitig habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass, wenn man zu lange vorsichtig aufbaut, die Grundierung irgendwann sowieso gesättigt ist. Oder, weil der sorgfältige, langsame Aufbau so viel Zeit in Anspruch nimmt und aus sehr dünnen Schichten besteht, entstehen Farbunterschiede, weil diese Stellen stärker oxidieren. Oder eine Kombination, denn um bei sehr feuchtem Wetter und vielen Schichten unterschiedliche Oxidationsverfärbungen zu vermeiden, fixiert man zu viel dazwischen und die Grundierung wird einfach dicht lackiert, so dass der Silbermarker nicht mehr aufgeht.
Die einzige Möglichkeit ist, viel auszuprobieren, damit man ein gutes Gefühl für die Grenzen des Materials bekommt. Und eventuell dunklere Bereiche durch die Verwendung von Aluminium einschmuggeln. Aluminium hat eine bläulichere Farbe als Silber und oxidiert nicht sichtbar. Nebeneinander sieht man deutlich einen Farbunterschied, aber wenn man einen dunklen silbernen Ausschnitt mit Aluminium mischt und etwas weiter abdunkelt, sieht man kaum einen Unterschied.