Ein Gemälde lässt sich leicht an einen Nagel hängen, es wiegt nicht einmal viel. Aber was macht man mit Arbeiten auf Papier, wie z. B. Silberstiftzeichnungen? Man kann sie auf verschiedene Arten rahmen lassen oder selbst rahmen, schwebend oder mit einem Passepartout, oder sie sogar ohne Rahmen an die Wand nageln.
Gerahmt oder ungerahmt
Selbst seriöse Galerien präsentieren regelmäßig Kunst auf Papier ohne Rahmen an der Wand. In der Regel werden die Papierbögen mit kleinen Nägeln in den Ecken an die weiße Wand genagelt. Gelegentlich hängen sie auch an Metallklammern. Das Fehlen eines Rahmens sagt überhaupt nichts über den beruflichen Status des Künstlers aus. Susan Schwalb rahmt sie nicht, was gut zu ihrer abstrakten Arbeit passt; Sarah Gillespie aber rahmt ihre Zeichnungen ein.
Abgesehen von Mode oder Geschmack ist das Nicht-Rahmen auch eine einfache wirtschaftliche Entscheidung. Gute Rahmen sind teuer. Da man vor dem Verkauf nicht weiß, in welcher Art von Raum das Bild hängen wird, ist ein Verkaufsrahmen ein Glücksspiel. Es kann sein, dass der Kunde kein Interesse daran hat, und der Künstler kann einen bestimmten Rahmen nicht immer wiederverwenden (aber normalerweise schon).
Ein schöner Rahmen schützt die Zeichnung und lässt sie gut zur Geltung kommen, ohne zu viel Aufmerksamkeit von dem Werk abzulenken. Ein Rahmen schützt das Werk nicht nur unauffällig, sondern ist auch die Verbindung zwischen dem Kunstwerk und dem Raum, in dem es schließlich hängen wird.
Holz oder Metall?
Wie gesagt, das Aussehen des Rahmens ist Geschmackssache und hängt weitgehend von dem Raum ab, in dem das Kunstwerk hängen soll. Für eine Ausstellung, und das rate ich auch meinen Kunden, würde ich mich nicht so schnell für einen Aluminiumrahmen entscheiden. Das graue Metall verleiht dem Ganzen eine etwas kalte Ausstrahlung.
Wenn Sie das nicht möchten, können Sie sich für einen Holzrahmen entscheiden. Eine Silberstift-Zeichnung enthält oft vorwiegend weiß mit etwas Hellgrau: Sie können sie in weißgetünchtes Holz einrahmen, damit Sie die Zeichnung in Ruhe betrachten können. Auch das ist ein bisschen kalt und vielleicht flach oder öde, aber Silberstift oxidiert in einem warmen Braunton. Sie können auch helles Holz oder transparantweiß aufgehelltes Holz verwenden, um die Wärme noch etwas zu erhöhen.
Wenn Sie farbige Grundierung verwendest oder Silberstift mit Buntstiften oder Aquarellfarben kombinierst, werden Sie sich bei der Gestaltung des Rahmens wirklich an der Zeichnung orientieren.
Glas
Das Glas ist ein teurer Teil des Rahmens. Sie können sich auch für einen Rahmen ohne Glas entscheiden. Kunst auf Papier ist aber fragil. Billiges Glas kostet nicht so viel, aber spiegelt so stark, dass man die Zeichnung kaum sehen kann. Eine kontrastarme Zeichnung hinter billiges, reflektierendes Glas ist also keine gute Kombination. Dazu glänzt Silberstift von sichselbst auch schon starkt.
Deshalb ist entspiegeltes Glas oder Antireflexglas unbedingt zu empfehlen. Es gibt verschiedene Arten. Es gibt sogar antireflektierendes Acrylglas. Schön ist das nicht: es ist einfach ‘entspiegelt’ indem es grob geschliffen ist. Teureres entspiegeltes Glas hat oft einen blauen Schimmer, seien Sie sich dessen bewusst.
Das teuerste Glas ist das Museumsglas oder UV-Glas. Dieses ist natürlich sehr schön entspiegelt und UV-beständig. Papier vergilbt und zerfällt langsam durch das UV-Licht der Sonne – besonders säurehaltiges Papier. Säurefreies Papier kann schon viel mehr aushalten. Ich empfehle immer säurefreies Papier (das meiste im Handel erhältliche Zeichenpapier ist bereits säurefrei).
Wenn Sie eine Zeichnung nicht in der prallen Sonne aufhängen, wird säurefreies Papier hinter normalem Glas nicht so schnell durch UV-Licht beeinträchtigt. Wägen Sie also ab, ob sich der höhere Preis für Sie lohnt – für eine Ausstellung ist es nicht unbedingt nötig.
Schwebend
Als Nächstes müssen Sie sich entscheiden, wie Sie die Zeichnung im Rahmen präsentieren werden. Die beiden gängigsten Methoden sind die schwebende Rahmung oder die Rahmung hinter einem Passepartout. Ich ziehe es vor, die Zeichnung schwebend zu rahmen: Man kann das ganze Blatt Papier deutlich sehen. Wenn man sie auch noch leicht unsichtbar anhebt, ist die Zeichnung fast ein Objekt und nicht mehr eine zweidimensionale Zeichnung. Oft verwendet man dafür einen Rahmen, der nur ein wenig tiefer ist, ein Zentimeter reicht aus.
Auf Zeichnungsmessen mit viel zeitgenössischer Zeichenkunst wie Amsterdam Drawing/Art on Paper Amsterdam und – Brüssel, Drawing Now Paris und Paper Positions Berlin und – Wien sieht man vor allem schwebende gerahmte Zeichnungen oder, etwas weniger ausgeprägt, aber immer noch häufig, Zeichnungen, die ohne Rahmen an die Wand genagelt sind.
Passepartout
Passepartouts werden eher für Werke alter Meister oder Kunstdrucke verwendet. Wenn Sie hingegen den Blick nicht auf das Papier verlieren wollen, sondern das Auge wirklich nur auf die Zeichnung konzentrieren lassen, verwenden Sie ein Passepartout. Verwenden Sie säurefreien Passepartoutkarton und schneiden Sie eine Öffnung hinein, die etwas kleiner ist als das Blatt Papier. Die Investition in einen Passepartout-Schneider (ein schräges Messer, das einem Lineal folgt) ist kein Luxus.
Man kann Passepartouts auch recht preiswert schneiden lassen. Es gibt mehrere Websites, die das anbieten, wie z.B. passepartout-kaufen.de, rahmen-shop.de, passepartout-versand.de, und auch einige Künstlerbedarfgeschäfte bieten diesen Dienst an. Ich habe aber keine von ihnen selbst ausprobiert, lassen Sie es mich wissen, wenn Sie Erfahrungen haben!
Einrahmer
Da Rahmen zerbrechlich und teuer sind, sollte man sie so wenig wie möglich mit sich herumschleppen. Idealerweise sollten Sie also einen Einrahmer in Ihrer Nähe finden. Ich habe daher nur Erfahrungen in meinem eigenen Amsterdam (teuer, aber von musealer Qualität: Profilex und Mertens; preiswert: Künstlerbedarfsladen Van der Linde).
Mein Rat ist: Suchen Sie sich einen Einrahmer in Ihrer Stadt oder in einer größeren Stadt in der Nähe, wo Sie die Rahmen selbst abholen können. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welcher Einrahmer gut ist, gehen Sie auf eine Zeichenmesse oder Ausstellung und fragen Sie einen Einrahmer Ihres Geschmacks, wo er seine Bilder einrahmen ließ. Oft reden sie auch gerne darüber.
Selbstrahmen
Zum selber einrahmen können Sie bei Künstlerbedarfladen wie Gerstaecker und Boesner Passepartoutmaterial und vorgefertigte Rahmen kaufen in Standardgrößen. Diese Standardrahmen sind erschwinglich und erfüllen ihre Aufgabe.
Sie können auch maßgefertigte Rahmen online bestellen. Das ist billig, einfach und ziemlich praktisch. Achten Sie nur darauf, dass Sie gut messen. Rahmenversand.de, framago.de und rahmen-shop.de sind Beispiele dafür und es gibt mehr. Ich habe keine von ihnen selbst ausprobiert, lassen Sie es mich wissen, wenn Sie Erfahrungen haben!
Um große Enttäuschungen zu vermeiden, versuchen Sie es zuerst mit einem einzelnen, kleinen Rahmen. Auf diese Weise habe ich einmal ein hauchdünnes “Antireflexglas” erhalten, das durch Aufrauen entspiegelt wurde: Es reflektiert zwar nicht, ist aber nicht schön.
Man kann eine Menge Geld sparen, wenn man selbst einrahmt, aber es ist ein echtes Handwerk. Man lernt es nicht einfach an einem Sonntagnachmittag. Nehmen Sie sich Zeit, arbeiten Sie sauber, arbeiten Sie genau und messen Sie alles dreimal aus.